
Schuhsohlen sind ja etwas, in das ich nicht so gern beiße. Nun bin ich auch kein Hund, und ich apportiere seltenst Schlappen mit den Zähnen. Auch Zeitungen nicht. Wäre ich ein Hund, vielleicht täte ich mich mit getrockneten Tomaten leichter, die man im Supermarkt so kaufen kann. Grundsätzlich bin ich ein großer Freund von Tomaten, bereichern sie doch eine ganze Reihe meiner Lieblingsgerichte. Doch unsere Freundschaft ist eine, bei der ich auch immer wieder mal den Kopf geschüttelt habe. Sei es, weil man an den getrockneten Kollegen mit Reißzähnen herumzerren und -knabbern musste wie an Beef Jerky oder, keine Ahnung, Stockfisch. Sei es, weil die frischer dreinblickenden Geschwister der Trockentomaten, die unter Neonröhren hinter Glas in Gewächshäusern in Holland oder Spanien aufgewachsen sind, zwar kernig waren, aber so blass, lasch und verwässert und so geschmacklos, dass man ihnen am liebsten etwas Urlaub in der Sonne verschreiben würde. Den hätte ich selbst auch gern, aber wenn das schon nicht geht, darf es doch wenigstens nach südlicher Wärme schmecken.
Mit wenigen Handgriffen kann man allerdings auch fadeste frische Tomatenfreunde in wahre Aromenknaller verwandeln, und – noch besser: An Schuhsohlen erinnern sie auch nicht. Zudem: Mit nur wenig zusätzlichem Geschnippel wird daraus ein Gericht zum Niederknien. Das Einzige, was man braucht, ist etwas Vorausplanung, denn das Ganze beginnt man bestenfalls am Abend, bevor man köstlich speisen möchte. Willkommen beim Ofenwunder.
Man nehme:
- Eine ofenfeste Form
- 500 Gramm frische Kirschtomaten
- Drei Knoblauchzehen
- 3 Esslöffel gutes Olivenöl (oder mehr, je nach Vorliebe)
- 2-3 Esslöffel guten Balsamico, oder noch besser: dieselbe Menge von der „Zaubermarinade“ von Sterneköchin Tanja Grandits (Rezept hinterm Link)
- Ne gute Prise Salz
- Ne gute Prise Zucker
Vorab den Ofen aufheizen auf höchster Stufe.
Die Kirschtomaten halbieren (andere Tomaten gehen natürlich auch, wenn sie größer sind, sollte man sie nur in Scheiben schneiden statt sie nur zu halbieren), den Knoblauch schälen und kleinschneiden, Olivenöl sparsam so verteilen, dass möglichst alle Tomaten ein bisschen abbekommen, Balsamico/Marinade ebenfalls. Salz- und Zuckerprisen auch so über die Tomaten rieseln, dass alle etwas Würze abbekommen. Wer mag, kann ein paar getrocknete Kräuter dazugeben: etwas Thymian vielleicht, Oregano, ein bisschen Rosmarin oder eine Prise Kreuzkümmel. Nötig haben werden diese Tomaten zusätzliche Gewürze aber nicht.
Das Ganze dann auf der höchsten Schiene unter den Grill schieben und da etwa 15-20 Minuten brutzeln lassen. Danach den Ofen ausschalten und die Tomaten einfach über Nacht sich selbst und der Restwärme überlassen. Es braucht keinen weiteren Aufwand, nur etwas Geduld.
Durch die Hitze und den langen Urlaub im Ofen karamellisieren die Tomaten, auch gemeinsam mit Salz und Zucker, sie werden zart, bleiben aber bissfest, und entwickeln eine Intensität, bei der man nur sagen kann: Donnerknispel, hab ich Euch unterschätzt. Wenn ich am nächsten Tag probierend nasche, muss ich aufpassen, nicht gleich alles aufzuessen. So sehr hat der Ofen hier Aromen mit ungeahnter Tiefe hervorgekitzelt. Feine Süße, zarte Säure, kecke Salznoten.

Verwenden kann man diese Tomaten nun für alles mögliche – unter anderem für einen köstlichen Brotsalat, den ich mir beim britischen Kochpaar Sam & Sam Clark abgeschaut und anverwandelt habe:
Die Tomaten vorübergehend aus dem Ofen nehmen und ihn erneut einschalten.
Parallel zwei Handvoll schwarze Oliven halbieren und zu den Tomaten in die Schüssel geben, ebenso wie 200 Gramm Feta, zerkleinert oder zerkrümelt, ein bis zwei rote Zwiebeln, in feine Scheiben geschnitten, sowie frisches Weißbrot (die Clarks empfehlen in ihrem wundervollen Kochbuch „Casa Moro“ frisches, selbst gebackenes Anisbrot, das ebenfalls wundervoll passt, aber einfache Ciabatta oder zerrissene Baguettestückchen passen genau so gut). Auch ein paar kleine, grüne Kapern aus dem Glas kann, wer mag, dazugeben. Ein bisschen getrockneten Oregano und Thymian drüber streuen, ist hier spätestens eine feine Idee. Für etwas mehr Zitrusfrische verfeinert auch etwas abgeriebene oder in kleine Zesten gerissene Zitronenschale das Ganze. All das ist in fünf Minuten gemacht. All das, diesmal auf mittlerer Schiene, nochmal in den Ofen schieben, bis die Weißbrotschnipsel langsam bräunen und kross sind. Das dauert je nach Ofen 10 bis 15 Minuten.
Danach kann man das Ganze noch mit kleingeschnittener frischer Petersilie undoder frischem Koriander überstreuen. Guten Appetit.
Musik zum Menü:
Kulinarisch kultivierte Menschen empfehlen ja zum Essen gern den passenden Wein, Aperitif oder das passende Bier. Nun mag ich zwar Wein gern, auch sehr guten, aber Ahnung davon habe ich keine. Und so habe ich mir überlegt, dass es stattdessen zu jedem der vorgestellten Gerichte lieber eine Musikempfehlung geben soll – wozu habe ich schließlich Musikwissenschaft studiert?
Weil uns zurzeit unsichtbare Barrieren von vielen Lieben trennen, macht eine meiner Lieblingsbands, Aereogramme aus Schottland, den Anfang. Das klingt nur bedingt nach südlicher Sonne, aber es wärmt das Herz.


Wow…das klingt ja saulecker und sieht auch so aus :-). Das mache ich nach!! Danke 🙂
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Mir schmeckt es hervorragend – ich hoffe, Dir dann auch. Danke ebenfalls! 🙂
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Geht das hier wirklich nicht?
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Rosenblüten rocken.
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Dies ist noch ein Test
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Lecker!
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Mir schmeckt es hervorragend. 🙂
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Das sieht ja mal mega lecker aus!
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Dein Kommentar auch. Danke!
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Wahrlich wunderbar! 🤩
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Das freut mich zu hören!
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Yammyamm das werde ich auf jeden Fall ausprobieren, danke schööön für das tolle Rezept!
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Ich hoff, es wird Dir schmecken. Und tausend Dank, mein Lieber!
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wow……da uns eine Tomatenschwemme erwartet freue ich mich das zu probieren 🙂 Liest sich köstlich 🙂
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Ich liebe es sehr. Bin gespannt und hoffnungsvoll, dass/ob es Dir schmeckt. 🙂
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