
Ich habe keinen Vollbart wie Bud Spencer. Hatte auch nie einen. Und vielleicht liegt darin das Problem. Weil inzwischen weiß ich: „Hätt‘ ich nen Vollbart wie Bud Spencer, wäre ich ein Superheld, ich würde alle Schurken fangen und ich rettete die Welt.“ Zumindest, wenn man „Grilli“ glauben darf. Der heftige Rocker aus Bremen, einer der gewitztesten im Land, der – immer Geheimtipp geblieben – im Herbst trotz geiler Songs und mitreißenden Shows die Hälfte seiner Tour-Auftritte mit seinen Jungs absagen musste, murksige Vorverkäufe. Und der sich jetzt entschieden hat, das Rockerdasein an den Nagel zu hängen nach einer letzten Tour im Herbst. Nun hat er selbst aber eben auch nicht Bud Spencers Bart. Was wir schonmal gemein hätten.



Da auch ich keinen Vollbart wie Bud Spencer habe, landen bei mir aber auch deutlich seltener Bohnen mit viel Speck aufm Tisch, die der Quatschfilm-Haudegen so geliebt hat. Was es bei mir jetzt mal wieder gab, war hingegen eins meiner vergessenen Leibgerichte: „Cheese Steak Sandwich“, und das ist vielleicht eher ein wenig wie die Songs von Grillmaster Flash: Außen knackig und kross, schnell, heiß serviert, innen zart und voller Raffinesse.
Erstmals entdeckt hab’ ich es noch in Studienzeiten in Jamie Olivers Kochbuch „Essen ist fertig“, in dem er von „Petes Sandwich“ schwärmt: Zartes Steak, von Provolone-Käse überschmolzen, umschmiegt von karamellisiert-weichen Zwiebeln und fein aufgeschnitten, legt sich in krossem Baguette auf ein Rucola-Salatbett, mit einer würzigen Frisur aus Senfkringeln. Etwas ausgefeilter als das Original, das die Brüder Pat und Harry Olivieri einst im Jahr 1930 an ihrem Hot-Dog-Stand im Süden Philadelphias kreierten, als sie die Nasen von ihren eigenen Produkten voll hatten, Steak in Scheiben geschnitten mit Schmelzwiebeln in ein Brot steckten. Der Legende nach hielt in dem Moment ein Taxifahrer, kaufte ihnen das Teil für fünf Cent ab, raunte ihnen zu: „Hey, vergesst Eure Hot Dogs, das hier solltet Ihr verkaufen“, brauste völlig begeistert davon und hinterließ neben dem bisschen Geld die Geschäftsidee für Großes, die erst etwa ein Jahrzehnt später – als aus der Idee schon ein Restaurant geworden war – von „Cocky Joe“ Lorenza mit Provolone überschmolzen wurde. Mit dem Käse aber brachen die Begeisterungsdämme, selbst wenn statt Provolone heute gern „Whizz“, Sprühkäse, zwischen den Brothälften landet. Und wie auch immer man es hält, so mancher aus „Philly“ war vor zehn Jahren dem Vernehmen nach enttäuscht, dass Papst Franziskus, ganz bescheiden, bei seinem Besuch in der Stadt nur eine Brezel, aber kein Cheese Steak Sandwich aß.




Als nun die Tage noch Baguette da war, noch Salat von der Solawi wegmusste und ich zufällig fast zeitgleich Provolone und gutem Steak begegnete, kamen die Erinnerungen zurück und die Lust aufs Wiedersehen und Wiedergenießen. Wobei mir für noch einen Tick mehr Raffinesse der Sinn nach selbstgemachter Honig-Senf-Sauce stand. Und was für eine Wiederbegegnung es war – und abermals der Beweis, dass gute Zutaten das A & O sind, dass es für Hochgenuss manchmal nur wenige davon braucht, und nur wenige Handgriffe. Und das schmeckt und geht auch fantastisch ohne Bud Spencers Bart. Nur gegrillt – und eventuell mit „Grilli“ im Ohr.

Zutaten fürs Cheese Steak Sandwich
Für zwei Portionen
1 Baguette oder Ciabatta
2 gute Steaks (klassisch ist Rib Eye, aber schaut, was Euch zusagt) à 180
4 Scheiben Provolone-Käse (wer den nicht kriegt, nimmt vielleicht hellen Cheddar oder sonst auch Gouda)
2 Zwiebeln
Salat (Rucola vielleicht, Pflücksalat, was Ihr mögt, gewaschen und klein geschnitten)
1 guter Schuss Balsamico
Zucker
Salz
Pfeffer
Butter
Für die Honig-Senf-Sauce
2 Esslöffel mittelscharfer Senf
2 Esslöffel Mayo
1 Esslöffel guten Honig
1 Esslöffel Balsamico-Essig
1/2 Teelöffel Miso (optional)
gezupfte frische Thymian- oder Zitronenthymianblättchen
1 Prise Salz

So wird das Cheese-Steak-Sandwich zubereitet
Achtung: Am besten schon einen Tag vorher das Fleisch besorgen, von allen Seiten mit Salz einreiben und im Kühlschrank über Nacht ziehen lassen. Die deutlich vergrößerte Zartheit des Fleisches wird es Euch danken. Warum? Habe ich unter anderem hier erklärt.
Ansonsten:
Baguette oder Ciabatta kross aufbacken im Ofen oder Air Fryer. Den Salat waschen und klein schneiden.
Die Zwiebeln häuten und in Ringe schneiden. Eine Pfanne bei niedriger Stufe erhitzen, Butter darin schmelzen, die Zwiebeln mit etwas Zucker bestreuen etwa 10 Minuten lang sanft schmurgeln lassen, dann einen Schuss Balsamico dazugeben und vorsichtig salzen und ziehen lassen. Die Hitze kann nach wenigen Minuten durchaus abgeschaltet werden.
Für die Honig-Senf-Sauce die Zutaten (Senf, Honig, Mayo, eventuell Miso, (Zitronen-)Thymianblättchen und eine Prise Salz gemeinsam in einen hohen Becher geben und mit dem Mixstab pürieren – oder dasselbe im Food Blender, in der Küchenmaschine oder wo auch sonst verwirbeln, bis eine cremige Masse daraus geworden ist.
Das Steak trocken tupfen. In einer zweiten Pfanne oder auf dem Grill das Steak zunächst bei großer Hitze das Steak von beiden Seiten scharf anbraten, bis es eine schön krosse Kruste bekommt und feine Röstaromen entwickelt. Bei zwei Zentimetern Dicke etwa drei Minuten pro Seite (pro Zentimeter mehr eine Minute länger). Nach dem ersten Wenden pfeffern und dann den Käse auf die schon krosse Seite legen und schmelzen lassen. Danach bei ausgeschalteter Hitze je nach Dicke noch etwas nachgaren lassen (wer es nicht nach Gefühl macht: für zartrosa saftiges Fleisch ist eine Kerntemperatur von etwa 54-58 Grad ein guter Anhaltspunkt, falls Ihr ein Steakthermometer habt – aber gut, dann wisst Ihr das auch selbst).

Das krosse Baguette längs halbieren, aufklappen, den Salat als Bett darin bereiten, dann das zwischenzeitlich einige Minuten geruhte Käse-Steak (dadurch sammelt es seine Säfte und zerfließt nicht so beim Anschnitt), in etwa fingerdicke Scheiben zersäbeln und danach auf dem Salatbett drapieren, im Anschluss mit den Balsamico-Zwiebeln zudecken und mit Honig-Senf-Sauce frisieren.




Musik zum Menü
Wenn sich hier schon so viel um Bud Spencers Bart dreht, sollt ihr ihn auch hören können – und „Grilli“ alias Grillmaster Flash alias Christian huldigen können (der übrigens der umwerfende musikalische Stargast der Preisverleihung der „Goldenen Blogger“ 2023 war. Und seine Platte kaufen. Und zu den Konzerten der Abschiedstournee stürmen. Und vielleicht vorher Käse-Steak-Sandwich essen. Und rocken!
Und natürlich könnte ich ihm mit nem weiteren Song aus seiner eigenen Feder huldigen. Stattdessen sag ich aber mit Faber „Alles Gute“!
Ohne jeden Bezug, aber genau heute ist dieser absolut grandiose Album-Klassiker 25 Jahre alt geworden: „White Pony“ von den Deftones. Hier mit „Passenger“ und dem fantastischen James Maynard Keenan als zweitem Sänger.
Natürlich geziemt es sich auch, den Käsesteaks selbst musikalisch zu huldigen. Zum Beispiel mit Vinnie Paz – „Cheesesteaks“.
Das Ganze gibt’s auch noch als etwas ausgeleierten Countryschlager von Skip Denenberg: „Philly Cheese Steak“.
Und wenn schon Philly und wenn schon geile Sauce, dann auch die lässigsten Verquicker von Blues und Hiphop schlechthin: Die grandiosen, aus Philly kommenden G. Love & Special Sauce – „Baby’s got sauce“!
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Ah Philadelphia Cheese Steak, eine sehr feine Angelegenheit und deine Anleitung ist super, ich bin schonmal an der Zubereitung nicht gerade gescheitert, aber richtig gelungen war es nicht. So werd ich also demnächst mal schöne Steaks besorgen 😊
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hach, Ole, nu hab ich Appetit. sieht total lecker aus.
Liebe Grüße aus dem Rheinland, Karin
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