Kardamom-Porridge mit frischer Mango, Limettenzesten und gehackten Rosenblüten.

Der Sturm hatte Wulnikowski von hinten gepackt. Ihn aus dem Nichts umgeworfen. Ihm zur Begrüßung sofort den Mantel hochgerissen und wild flattern lassen, die Haare zerzaust. Böen umtosten ihn mit Wucht, bissen ihm in den Nacken, verwirrten ihm den Kopf, zogen den Rücken hinab, krochen bis tief in die Boxershorts, sie rissen an seiner Hose herum, drängten sich klatschnass an ihn, warfen ihn hin und her, durchwirbelten ihn, wischten ihm über die Stirn, schüttelten ihn, zerrten seinen Schal vom Hals, schaukelten ihn umher, bis er sich an einem Laternenmast festkrallte. Um ihn herum krachte und barst die Welt. Scheiben splitterten, Einkaufswagen flogen umher, unbeschreibliche Mächte zerdrückten Gartenzäune wie Milchtüten, rissen Ziegel von den Dächern, schleuderten sie in den Nachthimmel, bis sie Hunderte Meter entfernt an fremden Mauern zerschellten. Sie entwurzelten Bäume, krachten sie auf Brötchenlieferwagen. In den Gullis gurgelte es. Fast verschluckten sie sich ob der Regenmassen, die der Sturm um ihn und quer durch die Stadt peitschte. Draußen auf dem Fluss schäumte Gischt, Wellen wogten wilder und wilder und wilder, höher und höher, klatschten härter und härter gegen die Kaje, spritzten in wilden Fontänen aufwärts, als seien plötzlich mitten in der Tiefebene eisige Geysire ausgebrochen. Irgendwie hatte Wulnikowski es heimgeschafft, aus dem Auge des Orkans, und nun saß er auf seinem Bett, atmete immer noch schwer, geschafft, erschöpft. „Und jetzt brauche ich ein gutes Frühstück“, sagte er sich.
Mit am liebsten zum Frühstück aß Wulnikowski Porridge. Diesen sämigen Brei aus in Milch gekochtem Hafer. Doch liebte er es, dies sättigend-schlichte Frühstücksfadheit der Briten aufzupeppen. Lange hatte er sich gewundert, woher das seltsame Wort Porridge überhaupt stammte – und gelesen, dass es dem altfranzösischen „Potage“ entstammte, was so viel hieß, wie „das, was man in einen Topf wirft“. Wulnikowski jedenfalls kochte Haferflocken mit Milch auf, gab einen kräftigen Schluck Kokosmilch hinzu. Rührte Rohrzucker hinein und auch eine kräftige Prise Salz und Kardamom. Und dann ließ er es blubbern. Er schnappte sein gutes Messer, glitt damit durch die Schale einer Mango, verzweifelte abermals am Versuch, diese ach so köstliche Frucht mal sauber und formschön und ohne alles zu zermatschen vom Kern zu lösen. Und dann raspelte er noch Limettenzeste hinzu, quetschte eine halbe Limette darüber und klaubte eine halbe Handvoll Rosenblüten aus einem Glas, die er feinhackte. „Das“, sagte er sich, „hätte man auch einem indischen Großmogul zum Frühstück servieren können, auch einem König.“ Und dann nahm er den ersten Bissen, schloss die Augen und genoss. Und er wusste, er hatte recht. Und er wusste, nach solch einem wilden Sturm gab es kaum Besseres.
Zubereitung
250 Gramm Haferflocken mit etwa
700 Milliliter Milch (Hafermilch oder noch mehr Kokosmilch, wenn es vegan sein soll) und
100 Milliliter Kokosmilch aufkochen.
1-2 Esslöffel Rohrzucker und
1/2 Teelöffel Salz sowie
1-2 Teelöffel Kardamom hinzugeben.
Sanft köcheln lassen und stetig rühren, damit kein Schmodder am Topfboden ansetzt, bis die Haferflocken aufgequollen sind und sich zu einem sämigen Brei verbunden haben.
Parallel
1 Mango aus der Schale befreien, das Fruchtfleisch vom Kern lösen (Freestyle oder gekonnt), und in feine Streifen oder Würfel oder welch immer Form es hergibt und Euch gefällt schneiden.
Das Porridge in Schälchen füllen, die Mangostückchen darüber verteilen.
Die Schale von 1 Limette in Zesten reißen oder abreiben. Den Saft von einer halben Limette auspressen. Oder auch von der ganzen, je nachdem, wie flüssig und frischsauer Ihr es mögt.
1 halbe Handvoll getrocknete Rosenblüten mit einem großen Küchenmesser feinhacken und ebenfalls darüberstreuen.
Je nach Gusto vielleicht auch noch ein paar Kokosraspeln für ein wenig Crunch im Mund dazustreuen. Wer mag, kann sie auch sanft anrösten. Und eventuell mit noch ein wenig Zucker abschmecken, je nachdem, wie süß die Mango ist, wie viel Limettensäure Ihr dazugegeben habt. Auch ein paar rote Pfefferkörner können ganz schmackhaft dazu sein.
Musik zum Frühstück
Nach allem, was sich da zusammengebraut hat an Sturm, war es doch gut, dass wir rechtzeitig Bescheid wussten und möglichst viel in Sicherheit bringen konnten. Ein Hoch auf Sturmwarnungen. Ein Hoch auf I am Kloot.
Das Rezept klingt sehr lecker, so lecker, das Wulnikowski es gleich mit 250g Haferflocken für mehrere Tage gekocht hat. ; )
Ich bin ein Porridge-Fan und fühle mich inspiriert mein eigenes Rezept mit Kardamom und Kokosmilch zu verfeinern.
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Nun, auch wenn Wulnikowski eher allein in Geschichten auftaucht, macht er gern Portionen, von denen nicht nur er selbst satt wird. 🙂
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wahrscheinlich das BESTE Sturm Essen!
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Es ist schon ein verflixt feines Sturm-Essen. 🙂
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