Pasta für hektische Tage mit italienisch-iranisch-indischem Twist

O, Ihr Schattengestalten! Wenn es darum geht, unbemerkt umherzuschleichen, auf- und unterzutauchen, sich Blicken zu entziehen, im Verborgenen ungesehen Dinge anzustellen oder ungeschehen zu machen, zu beobachten und belauschen oder geheime Dokumente auszuspähen, macht Geheimagenten ja kaum jemand etwas vor. Doch können selbst viele von denen einpacken im Vergleich zu Murphys Gesetzeshütern. Womöglich in Tarnmäntel gehüllt sitzen sie womöglich in Baumkronen, verstecken sich im Unterholz, rauchen eine auf dem Dachboden oder lugen aus dem Kellerfenster gegenüber, während sie lauern, überwachen und sicherstellen, dass auch wirklich schief geht, was schief gehen kann. Gesehen hat sie dabei keiner jemals. Ähnlich wie Heinzelmänner, nur weniger freundlich. Und doch kann ich kaum überzeugter sein in der Frage, dass es die fiesen Schurken gibt. Und wäre es nicht so auffällig, Laute von sich zu geben, würden sie vermutlich genüsslich Finger knacken, lästern, feixen und ähnlich gehässig „Kähähä“ keckern wie die schrumpelnasigen Stollentrolle aus den wundersamen Welten, in denen Käptn Blaubär sich rumtreibt.
In den vergangenen Tagen jedenfalls hatte ich gefühlt mehrfachst Besuch von den Hütern von Murphys Gesetz. Zumindest ist eine ganze Menge schief gegangen. Was? Damit will ich nicht langweilen. Aber wo vieles schief geht, braucht man Zeit, das Ganze gerade zu biegen – und diese Zeit fehlt dann schonmal beim Essen kochen. Plötzlich muss alles viel schneller gehen als erhofft, das Quantum verfügbarer Zeit verkleinert sich wie in sich verengenden Kammern in Actionfilmen. Man selbst hetzt umher wie das weiße Kaninchen in „Alice im Wunderland“. Keine Zeit, keine Zeit, auch und gerade vor der nächsten Nichtgeburtstagsfeier mit verrückten Hutmachern. In solchen Fällen ziehe ich gern Zucchini-Pasta-Joker. Über die Jahre habe ich eine ganze Reihe von Ratzfatz-Rezepten mit Zucchini entwickelt, die super flott sind und überaus lecker. Rede ich mir ein.
Hier kommt nun eine davon, die schlicht, aber köstlich ist – mit italienisch-iranisch-indischem Twist. Zucchini und Möhren suhlen sich in einem Blubberbad aus karamellisierten Zwiebeln und Sahne, gewinnen Geschmackskonturen durch den zarten Hauch von Koriander, Nelken, Zimt, Kreuzkümmel, Pfeffer, Kardamom und Paprika in der Garam-Masala-Gewürzmischung, ergänzt um frischen Thymian und glatte Petersilie, machen mit etwas Säure – vielleicht Amchoor, also getrocknete unreife Mango, vielleicht Cranberrysaft, vielleicht Limettensaft – die Lippen spitz, entspannen sie aber durch eine Prise Zucker und steigern die Vollmundigkeit durch eine kräftigen Schwung frisch geriebenen oder geraspelten Parmesans. Wer mag streut noch ein paar gehackte Cashews dazu für mehr Crunch. Wer das Ganze vegan kochen möchte, kann auch Kokosmilch nehmen, sollte dann aber beim Zucker sparsamer sein – und sich eine Umami-Alternative zum Parmesan wählen, strenge Vegetarier greifen hier auch mutmaßlich eher zur Variante mit mikrobiellem Lab.
Das Ganze gewinnt keine Schönheitspreise. Aber auch wenn das Auge mitisst: Sobald man sie genießend schließt, fällt ja keinem mehr auf, wie das Essen aussieht.

Zutaten
500 Gramm Pasta nach Wahl (ich habe Tortiglioni genommen)
2 Zucchini
2 kleine Zwiebeln
1 Möhre
1 Becher Sahne (200 Milliliter)
1 gehäufter Teelöffel Garam Masala
1 Teelöffel Amchur (alternativ 1 Esslöffel Cranberrysaft oder Limettensaft)
1 Zweig frischen Thymian
1/2 Bund frische glatte Petersilie
3-4 Esslöffel frisch geriebenen Parmesan (oder selbst gewählte Alternativen)
1 Handvoll Cashewkerne, gehackt (optional)
Zucker und Salz und Pfeffer
Öl oder Butter
Wie wird’s gemacht?
Ausreichend viel Wasser in einem Topf zum Kochen bringen, wenn es siedet, Salz reinstreuen (wer vorher salzt, wartet länger und riskiert hässliche Salzflecken am Topfrand) und die Nudeln al dente kochen. Ihr wisst, wie das geht – und wie lange das dauert, steht ja jeweils auf der Packung.
Zucchini waschen, Strunk abschneiden und den Rest zerkleinern. Ob Ihr das nun fein oder grob würfelt, in Scheiben schneidet, zerhackt? Je nach Zeit und Lust. Möhre und Zwiebeln schälen schneiden und ebenfalls in feine Scheiben oder Würfel schneiden (hier gern etwas filigraner vorgehen).
Eine Pfanne auf niedriger bis mittlerer Stufe erhitzen, einen kleinen Klacks Öl oder einen kleinen Haps Butter darin auslassen und zunächst die Zwiebeln anschwitzen, bis sie glasig auf der Kante zu golden sind. Wer mag, kann für rasches Karamellisieren schonmal eine Prise Zucker drüberstreuen. Vielleicht 3-4 Minuten schwitzen lassen, dann die Möhrenwürfel dazugeben und das Garam Masala dazustreuen, damit es noch ein wenig Fett zieht und die Aromen sich besser entfalten. Nochmal 4 Minuten mitschmurgeln. Aufpassen, dass man nix umwirft oder jetzt schon die Zucchini abräumt, immerhin sind Murphys Gesetzeshüter weiterhin um die Ecke.
Zucchini drauf. Ebenfalls kurz mitschmurgeln, dann die Sahne angießen. Die Säure Eurer Wahl (Amchoor, Cranberry, Limette, vielleicht auch Zitrone) beigeben und mit etwa 1 gehäuftem Teelöffel Zucker kontern. Thymianblätter abzupfen und ins Geschmurgel rieseln.
Einen halben oder ganzen Teelöffel Salz zum Abschmecken darüber rieseln lassen, Parmesan dazugeben. Falls Lust drauf: Cashews oder Ähnliches kleinhacken und ebenfalls hineinmendeln. Am Ende noch mit Salz und etwas Zucker abschmecken (je nachdem, wie sauer die Sauce bis dahin ist). Ruhig auch ne kräftige Prise Pfeffer dazu.
Petersilie vom Strunk zupfen, je nach Geschmack und Zeit hacken oder nicht.
Nudeln unfallfrei abgießen und zurück in den Topf geben. Nun ist es an Euch, ob Ihr Nudeln und Sauce nacheinander auf den Teller schichtet oder die Sauce zu den Nudeln gebt und sie im Topf wendet.
Auf Tellern servieren (in der Sauce gewendet oder nicht), mit Petersilie bestreuen und nach Lust und Laune noch ein wenig Parmesan (oder Alternative) drüberreiben. Guten Appetit!

Musik zum Menü
An Tagen wo alles schnell gehen muss und Hektik den Körper durchpuckert, fühlt sich das Leben manchmal ein wenig an wie die famosen Larrikin Love in „Edwould“ klingen – oder wie „Standing next to me“ von den Last Shadow Puppets.
Ein Gedanke zu “Der Zucchini-Pasta-Joker”