
Es gibt Tage, da wächst plötzlich ein Kloß im Hals. Da brechen plötzlich Erinnerungen wieder durch, und dann sitzt Du da. Aufgewühlt, schaudernd, kalte Schauer kribbeln über den Rücken. Schrecken, die sich lange Zeit schlafen gelegt hatten, erwachen noch einmal und fahren Dir tief in die Glieder. Und das Bewusstsein, wie flüchtig so vieles im Leben eigentlich ist, auch wenn wir das als blinden Fleck gern ausblenden, zerschneidet die Vorhänge. Es reichen Bruchteile von Sekunden, die alles verändern können.
Ich bin eigentlich kein Mensch für öffentliche Nabelschau, niemand, der Inneres ins Rampenlicht auf die Bühne stellt. Und doch ist da diesmal der Impuls, demütig Danke zu sagen. Meinen Schutzengeln.
Danke dafür, dass ich dank ihnen heute meinen fünften „zweiten Geburtstag“ feiern darf.
Dafür, dass ich weiterhin über die Welt tanzen kann, für alles, was ich weiterhin erleben darf. Dafür, dass ich eine tolle Familie und tolle Freunde um mich weiß. Dafür, dass ich ein gutes Leben habe und gelernt habe, wie wenig selbstverständlich das eigentlich ist. Wie flüchtig auch unsere Lebensumstände sind und wie brüchig unser Wohlstand ist, haben Pandemie und die jüngsten Kriege uns zusätzlich sehr deutlich vor Augen geführt.
Ein Regenbogen war es, dem ich heute vor fünf Jahren kurz verträumt nachgeblickt habe. Es hatte zuvor heftig geregnet, die Straße war nass, der Randstreifen matschig. Und für den Bruchteil einer Sekunde war ich etwas zu verträumt, in Gedanken. In einer Kurve kam ich mit meinem alten VW Polo bei Tempo 100 leicht von der Fahrbahn ab, erschrak mich, lenkte gegen, verriss das Steuer im Schreck wohl zu doll, und der Wagen brach aus, schoss auf die Gegenfahrbahn. Es krachte, die Wucht des Aufpralls riss meinen Motor raus, das Auto flog in einen Straßengraben- Und das nächste, woran ich mich erinnere, war, dass ich in einer Staubwolke im Auto saß – der Airbag hatte ausgelöst – und nur dachte: „Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben! Es soll, es darf noch nicht vorbei sein.“ Und alles im Hirn ging rasend schnell und zog in wildem Bilderwechsel mit rasanten Schnitten über die Leinwand des Kopfkinos. Und irgendwann realisierte ich: Ich bin noch da. Und ich konnte meine Beine bewegen, mich abschnallen, die Fahrertür hochdrücken, aus dem zermalmten Wrack klettern – und wie durch ein Wunder war ich dem Tod von der Schippe gesprungen, hatte diesen heftigen Zusammenstoß fast unverletzt überlebt (und Gott sei Dank hat er auch meiner Unfallgegnerin keine lebensbedrohlichen Verletzungen zugefügt – das Wissen, jemand anderen ohne jeden bösen Willen in so etwas verwickelt zu haben, nagt tief und lang). Und ich bin in vielem sehr viel demütiger geworden seitdem.
Und draußen weht der Wind mild und die Vögel zwitschern in blühenden Kirschbäumen, und ich kann in die Küche gehen und mir einen Kaffee kochen, und ich kann zu einem Spielplatz laufen und mich in die Schaukel setzen und dabei zum Himmel hochblicken, der heute zartgrau ist. Und ich kann mir ein Stück Kuchen beim Bäcker um die Ecke holen und mir eine Kerze anzünden. Und all das kann ich, weil ich unglaubliches Glück hatte, weil die besten Schutzengel der Welt zur Stelle waren. Danke.
Ach Ole, schön, dass du da bist.
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Ach Jutta, tausend Dank Dir dafür! Hoff, Du hattest noch nen schönen regulären Geburtstag! 🙂
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Ja, die Schutzengel! Da kann ich ein Lied von singen – nicht einmal, sondern oft, sehr oft haben sie mich am Leben und gesund erhalten. Gestern abend war wieder so eine Situation….
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Schön, dass auch Dir die Schutzengel hold sind
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Das sind Momente, die man wohl nie mehr vergisst. Aber man wird umso dankbarer! Wie schön, dass du da heil raus gekommen bist!
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Ich kann jedes Deiner Worte nur unterschreiben. Ganz lieben Dank!
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Mir fällt immer wieder auf so blöde es auch klingt, viele Menschen mit Schicksalsschläge sind dann doch etwas anders. SCHÖN das Du so davon gekommen bist 😇👍
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Ein bisschen anders war ich gefühlt auch schon immer, unabhängig von Schicksalsschlägen. 🙂 Wobei mich dieser tatsächlich auch in vielem nochmal ganz neu geprägt und viel demütiger werden lassen hat. Und ich freu mich auch sehr, dass ich so davon gekommen bin. Hab ein wundervolles Wochenende!
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Gott segne Dich.
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Dich ebenfalls!
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Schön das Du Deine Erfahrung mit uns teilst.
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Danke, dass Du den Erfahrungen gefolgt bist. Hab ein schönes Wochenende!
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So schön zu lesen, dass es die kleinen Wunder noch gibt. Und die Engelchen die einen jeden von uns begleiten … leise, aber immer da! Passt mir weiter schön fein auf den Ole auf.
Sei lieb gegrüßt, Ole, schön, dass Du da bist.
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Das freut mich sehr, ganz lieben Dank Dir! Und natürlich auch den Engeln. Und ganz liebe Grüße zurück! Hab‘ ein wundervolles Wochenende!
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Zum Glück haben deine Schutzengel auf dich und die Autofahrerin im anderen Wagen so gut aufgepasst 🍀. So etwas möchte niemand erleben.
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Herzlichen Glückwunsch zum 2. Geburtstag.
Ich kann Dich so gut verstehen. Nach so einem Ereignis wird man demütig.
Ich hatte 2006 einen Frontalzusammenstoß -mir war ein anderes Auto auf meiner Spur entgegen genommen. Damals dachte ich nur bitte, bitte! Mein 4. Sohn) ist noch so klein!
Viele Grüße Margot
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