Nudeln mit kalter Avocado-Sesam-Joghurtcreme (und ausnahmsweise mit Gänseblümchen). Taugt auch als Nudelsalat.

Noch bis vor wenigen Tagen, war ich geneigt, mir ein Megaphon zu schnappen und zu rufen: „Der kleine Mai möchte bitte aus dem November abgeholt werden.“ Nun plötzlich hat die Sonne ihren verloren geglaubten Orientierungssinn glücklicherweise doch wiedergefunden. Sie strahlt. Zarte Windböen stupsen die Samen-Regenschirmchen der Pusteblumen gen Horizont. Der Himmel ist in wolkenloses Blau gepinselt, und an den Wegesrändern überwuchern blühender Riesenbärenklau, gefleckter Schierling, Löwenzahn das Gras und duften süß. Von fern dringt Kindergelächter aus schwingenden Riesenschaukeln.
Dies ist nicht das Wetter, in dem ich lange in der Küche stehen mag. Raus, genießen, Vitamin D tanken. Aber satt werden möchte man ja trotzdem. Und für solche Zwecke liebe ich besonders eine Sauce, die superschnell gemacht ist und zugleich aromatisch überrascht, weil sie gewissermaßen zwei meiner Lieblingsdips vereint: Guacamole auf der einen Seite mit Avocado, Limettensaft, Tomate und Kreuzkümmel und Koriander – und die Sesam-Joghurt-Sauce, die es in guten orientalischen Imbissbuden zu Falafel gibt. Runzelt ruhig die Stirn, Ihr Skeptiker. Ich sage: Das Ding schmeckt köstlich. Feine Säure, zarte Bitternoten, die durch feine Süße und salzige Noten ins Gleichgewicht gebracht werden. Und die Sauce ist kalt. Aber die Pasta dazu ist, wenn man möchte, ja warm. Und warm ist es draußen zudem. Das Ganze kann man auch prima ineinanderrühren und hat dann einen etwas anderen Nudelsalat.
Welche Zutaten braucht man dafür?
500 Gramm Spaghetti
4 Esslöffel Sesamsamen
2 reife Avocados
2 TL Salz
2 TL Zucker
1 Limette (Zitrone geht auch, schmeckt aber etwas stumpfer
4 EL Tahini (Sesampaste, gibt’s in orientalischen Läden, inzwischen aber oft auch im Supermarkt)
100 Gramm Joghurt
2 Tomaten
1 Bund Schnittlauch
1 Bund Koriander (wer keinen mag: weglassen!)
1 TL Kreuzkümmel (gemahlen oder als Samen)
1 rote, frische Chilischote (optional, ersatzweise gehen auch Chiliflocken oder Cayennepfeffer)
Wie bereitet man das Ganze zu?
Die Nudeln in reichlich Salzwasser gar kochen (wie das geht, wisst Ihr).
Eine Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen und darin die Sesamsamen trocken anrösten, bis sie duften. Nicht zu lange rösten, sonst wird es unangenehm bitter statt köstlich. Damit sie ihr Aroma besser abgeben, kann man sie – falls vorhanden – danach in einen Mörser geben und gemeinsam mit dem Salz, dem Kreuzkümmel und dem Zucker zerstoßen, wenigstens grob. Wer keinen Mörser hat, sollte sich nicht lange bei diesem Schritt aufhalten: Es geht auch ohne.
Die Avocados mit einem Messer halbieren, Stein rausklauben, aus den Schalenhälften löffeln und mit einer Gabel zerdrücken. Die Tomaten waschen, den Stielansatz entfernen und sie dann in kleine Würfel schnippeln und dazugeben. Wer mag kann nun erst einmal die Schale von der Limette darauf raspeln, bevor er die Frucht halbiert und den Saft auf die Avocados träufelt. Das Tahini drauflöffeln und gemeinsam mit dem Joghurt einrühren und die ganze Chose mit dem gezuckerten Sesamkreuzkümmelsalz würzen (sprich: die Mischung ebenfalls einrühren).
Den Schnittlauch und den Koriander waschen und kleinschneiden und ebenfalls unterheben. Für die, die es etwas scharfwürziger mögen: Die frische Chilischote halbieren, entkernen und in feine Ringe schneiden – oder, je nachdem, wie scharf man es mag, mit Chiliflocken oder Cayennepfeffer abschmecken.
Pasta, wenn sie gar ist, abgießen – und die Sauce drauf verteilen. Kräuter drüberstreuen.
Weil es so frühsommerlich schön ist, habe ich beim Spaziergang heute sogar ein paar Gänseblümchen gepflückt und das Ganze damit dekoriert. Und auch die kann man ja essen, sie sind mit ihren Bitterstoffen und Flavonoiden sogar überaus gesund und passen prima dazu. Voilà, fertig.

Musik dazu
Weil es sich plötzlich wieder nach Sommer anfühlt, weil man wild durch den Garten tanzen möchte vor Glück:
Sehr schön sieht das aus 🙂 Da habe ich ja gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich mir heute beim ersten Biergartenbesuch des Jahres ein fränkisches Schäuferle reingezogen hab (ohne Gänseblümchen).
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Spar Dir Dein schlechtes Gewissen! Ich war heute zum ersten Mal, also gerade eben, wieder richtig essen. Mit Fünf-Gänge-Menü. Ohne Gänseblümchen. Aber Alter, war das geil! 🙂
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Schäufele…Schäufele:-)) Dafür sind wir aus Sachsen nach Nürnberg/Würzburg gefahren. In Sachsen/Thüringen gab es das auch bis zur „Wende“…etwas besser natürlich. Wir hatten mehr Fleisch und dafür weniger Salzwasser zum Fünftel des Preises im Westen.
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