Im Ofen gebackene Süßkartoffeln mit einer raffinierten Creme, gerösteten Erdnüssen

Vor einigen Jahren habe ich mein Herz an Süßkartoffeln verloren. An diese oft etwas unbeholfen aus den Marktkisten lugenden Gestalten, die so gern schrumpelig, schief und krumm umherliegen. Wer ähnlich blind und kurzsichtig ist wie Hans Maulwurf bei den „Simpsons“, könnte manche von ihnen ob ihrer Form und Farbe schon mit winzigen schrubbeligen Schweinen vertauschen. Manchmal auch mit Walrössern, die zu viel Rouge aufgetragen haben.
Dabei sind Süßkartoffeln noch vielseitiger und feiner im Aroma als ihre Knollenbrüder, denen das Süß im Namen fehlt. Zugleich sind sie deftiger und zupackender vom Naturell als ihre etwas blassen, harmlosen und oft allzu verzärtelten Schwippschwager, die Kürbisse. Über die Zeit habe ich eine Vielzahl wirklich köstlichster Süßkartoffelspeisen entdeckt. Doch kaum eine hat mich so auf Schlag umgehauen und ist so rasch zum Liebling emporgeschossen wie diese, die ich heute vorstelle.
Grandios einfach, aber einfach grandios, ist dieses Rezept mit sehr wenigen Handgriffen zu kochen, zugleich aber voll ausgefeilter Raffinesse, die Gegensätze vereint im Zusammenspiel der Aromen und Texturen: Dampfend heiße, ofenfrische Süßkartoffeln, zartschmelzend von innen, auf deren oberster Schicht Butter zu einer hauchfeinen Knusperkruste karamellisiert ist, treffen eine kühle Creme. Darin trinken die sanftmütige Süße von Ahornsirup, die kecke Säure frisch ausgepresster Limetten und die vielschichtige Vollmundigkeit von Fischsauce mit der Milde von saurer Sahne Brüderschaft. Angefeuert von etwas Pfefferpfiff, aber insbesondere von frischen Chilis (und, wer mag, auch noch etwas drübergestreutem Chili-Pulver). Noch spannender für den Gaumen wird das Ganze übersprenkelt vom Knack frischer Frühlingszwiebelringe und Limettenzesten sowie dem Crunch gerösteter Erdnüsse. Entlehnt ist das Ganze aus dem grandiosen Kochbuch „The Flavor Equation“ von Nik Sharma (das jüngst auf Deutsch unter dem, mit Verlaub, bräsigen Titel „Die Anatomie des guten Kochens“ erschienen ist). Man findet das Rezept aber auch auf seinem famosen Blog „A brown table„.
Einer der Tricks hier ist, dass die Süßkartoffeln im Ofen erst gedämpft und erst dann geröstet werden. Der erste Schritt – zugedeckt im Ofen – hält die Feuchtigkeit in der Süßkartoffel, während sie gart. Danach – abgedeckt – kann die Hitze knallen, werden die Süßkartoffeln „gegrillt“ und setzen köstlich karamellige Röstaromen frei.

Zutaten
Für die Süßkartoffeln
4 mittelgroße Süßkartoffeln, jede um die 200 Gramm schwer
Etwa 2 Esslöffel Butter
Feines Meersalz
Für die Creme
1/2 Becher Crème Fraiche oder Saure Sahne
(griechischer Joghurt in der Vollfettvariante tut es auch)
1 Esslöffel Ahornsirup
1 Limette, Saft frisch ausgepresst
1 Esslöffel Fischsauce
1/2 Teelöffel schwarzer Pfeffer, frisch gemahlen
Zum Garnieren
2 Esslöffel in feine Ringe geschnittene Frühlingszwiebeln
1 frische rote Chili, entkernt und fein geschnippelt
2 Esslöffel geröstete Erdnüsse (aus der Dose)
1 Teelöffel rote Chiliflocken
Abgeriebene Zesten der Schale einer Limette

Wie wird’s gemacht?
Mit nur sehr wenigen Handgriffen (und etwas mehr Zeit) ist das Ganze zubereitet.
Den Backofen auf 200° C vorheizen. Währenddessen die Süßkartoffeln unter fließendem Wasser gründlich abschrubben (nicht schälen, die Schale wird später köstlich zartknusprig und ist essbar). Danach der Länge nach halbieren, mit der Schnittfläche nach oben in eine ofenfeste Form legen, mit der Butter bestreichen und jeweils eine Prise Salz darüber sprinkeln.
Die Ofenform zunächst mit Alufolie zugedeckt in den heißen Ofen schieben und so etwa 20 bis 30 Minuten lang garen lassen. Danach die Alufolie abnehmen und weitere 20 bis 30 Minuten backen lassen, auf dass die Oberhitze die Süßkartoffeln knusprig röstet (zwischendurch einen Blick werfen, dass da nichts dunkel wird und anbrennt – Öfen sind ja mitunter sehr rätselhafte Gestalten, die ihre Hitze auf gefühlt sehr unterschiedliche Weise und mit verschieden viel Schmackes abgeben). Dann vorsichtig rausnehmen und außerhalb des Ofens nochmals etwa fünf Minuten ruhen lassen.
Für die Creme die Zesten der Limette abreiben und auffangen, beiseitestellen. Dann den Saft auspressen und mit der Crème Fraiche, dem Ahornsirup, der Fischsauce und dem Pfeffer verrühren. Abschmecken, eventuell ganz vorsichtig nachsalzen.
Die Süßkartoffelhälften auf Tellern anrichten, etwas Creme drüberlöffeln und mit den Frühlingszwiebelringen, den Chilischnitzen sowie den Limettenzesten bestreuseln und nach Geschmack noch ein wenig Chiliflocken darüberrieseln.
Wer mag, kann auch noch ein wenig frischen Koriander und/oder Zitronenverbene dazugeben.
Fertig.
Ich esse dazu gern meinen Lieblingssalat.
Musik zum Menü
Schlicht, aber raffiniert. Einfach und doch vielschichtig und vielseitig. Sanft, aber mit Pfeffer im Hintern und einigem Schmackes. Leichtfüßig tanzend, aber zartwild. Das macht für mich dieses Gericht aus – und ebenso „Nixon“ von Tiger Lou.
Dieselben Attribute treffen für mich auch auf „Young fathers“ von Typhoon zu.
Oder doch lieber „Lisztomania“ von Phoenix? Ich kann mich nicht entscheiden. Alles gut.
Ich liebe Süßkartoffeln in allen Zuständen (ich und die Kartoffeln). Dieses Rezept macht unglaublich Laune und Appetit. 🙂
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Es ist auch unglaublich köstlich und wirklich super easy und mit sehr wenigen Handgriffen gemacht (nur im Ofen braucht es seine Zeit).
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Süßkartoffeln werden gerne unterschätzt. Gute Idee mit den zwei Gartechniken. Und Creme und Erddnüsse klingen super dazu.
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Ganz, ganz lieben Dank! Ich mag am Dip gerade das Zusammenspiel zwischen Süße, limettenfrischer Säure, dem vollmundigen Umami der Fischsauce und der Joghurtmilde. Hab nen schönen Start ins Wochenende! 🙂
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