
Draußen tanzt der kleine Sommer. Blütenbeduscht ist das Grün im Garten emporgeschossen, wie im Moment eingefrorenes Feuerwerk, das sich vom trockenen Wind leicht gebauscht hin und her wiegt. Von den Schaukeln in den Gärten quieken Kinder „höher, höher, bis zum Himmel“. Dessen Blau trübt kaum eine Wolke, die Sonne wärmt das Gemüt. Die Menschen tragen wieder T-Shirts, nicht selten tropft ihnen Eis aus der Waffel und klebt sich als Fleck auf den Stoff. Mango, Erdbeere, Stracciatella.
Fast zu lange lagen graue Schatten über dem Horizont, kroch Kälte in die Glieder. Umso tiefer genieße ich die Wärme, das Licht, die Farbenpracht. Und bei dem Wetter, wo man es doch endlich mal hat, könnte Franz Beckenbauer rufen: „Geht’s raus und genießt’s – und meinetwegen spielt’s auch Fußball!“ Auskosten, bis die Sonne sich im Westen hinterm Horizont versteckt. Da braucht es auch auf dieser Seite keine filigran gebrutzelten Dinge, nichts Zeitaufwändiges, keine verschachtelten Geschichten. Keine Zeit verschwenden. Nicht beim Schreiben, nicht fürs Lesen, nicht beim Kochen. Lecker, knackig, heiß, auf den Punkt darf, nein, muss es aber schon sein.
Und auf der Überholspur zum Genuss tummeln sich bei mir überraschenderweise immer wieder Erdnüsse. Knirschen quasi unter den Reifen. Eine meiner liebsten Blitz-Pastasaucen zieht aus ihnen ihre Nahrhaftigkeit und Aromen, aber auch eine ratzfatz zusammengeworfene Suppe, die unter dem Namen Nkate Nkwan in Westafrika ihre Wurzeln hat, taugt hier blendend: Karamellisierte Zwiebeln lassen sich schmurgelnd gehen und ihre vorwurfsvolle Bitzigkeit und Schärfe fahren, frisch geriebener Ingwer tanzt mit (nektarsuchenden) Hummeln um sie herum, gepresster Knoblauch blickt etwas zerquetscht drein, grüne Chilis spielen mit dem Feuer, werden aber von der knackigen Cremigkeit einer dicht gedrängten Erdnussbutter-Gemeinde im Zaum gehalten, die sich mit in der Hitze blubbernden Tomaten zusammengetan hat, die dem Ganzen zarte Säure und Vollmundigkeit verleihen. Ein Spritzer Limettensaft fegt wie eine frische Windböe durchs Ganze und hält es gemeinsam mit den feuerwilden Chilis davon ab, allzu träge in der Hitze zu dösen, und Brühe, dazugerieselt, sorgt für einen stabilen, satten Untergrund, quasi Tanzfläche. Mitunter mischen sich bei der Suppe Rosmarin und Lorbeer ins aromatische Getümmel.
Ruby Tandoh, deren wundervolles, in England frenetisch gefeiertes Kochbuch „Cook as you are“ nicht nur an einen großen Nirvana-Hit anklingt, sondern auch eine Variante dieser „passt zu allem Erdnuss-Suppe“ enthält, nimmt schlicht nur Paprikapulver, und an deren Rezept habe ich mich hier orientiert.

Das braucht man für die Erdnuss-Tomaten-Suppe:
1 große Zwiebel
6 cm Ingwer, geschält und danach gerieben
4 kleine Knoblauchzehen, gepresst
150 Gramm Erdnussbutter (stückig finde ich reizvoller, weil knackiger)
1 Dose Tomaten, gehackt (450 Gramm)
1-2 Teelöffel Paprika
600 ml Wasser
2 Teelöffel gekörnte Brühe (Gemüse oder Hühnerbrühe)
Neutrales Öl (wer hat, kann auch rotes Palmöl für noch mehr Stilechtheit nehmen)
Optionale Dinge, um die man beispielsweise sonst noch die Suppe ergänzen kann:
- Okraschoten: gewaschen, in mundgerechte Stücke zerteilt
- Yam-Wurzel: geschält, in mundgerechte Stücke zerteilt
- Süßkartoffel: geschält, in mundgerechte Stücke zerteilt
- Butternut-Kürbis: geschält, entkernt, in mundgerechte Stücke zerteilt
- Tags zuvor zubereiteten Reis, mit dem Löffel daraus Bällchen geformt und kurz vorm Servieren mitziehen lassen
- wer meint, er braucht eine Fleischeinlage, nimmt beispielsweise Hühnerbrüste: gesalzen, parallel zum Suppenkochen in einer gesonderten Pfanne von beiden Seiten knusprig angebraten, in Streifen geschnitten, zeitgleich mit den Tomaten hineingegeben.
In diesen Fällen: besser die Suppe so lange garen, bis die Zusatzzutaten gar sind.
So bereitet man die Erdnuss-Tomaten-Suppe zu:
Keine Zeit verlieren. Hektisch die Zwiebel schälen und in feine Würfel hacken.
Einen Esslöffel Öl in einem Topf auslassen und die Zwiebeln darin auf niedriger Hitze anschmurgeln, bis sie weich und golden werden.
Chilis rasant halbieren, entkernen, zerhacken und dazuwerfen. Ingwer schälen und im Turbo reiben, die feinen Flocken mitschmoren.

Nach ein, zwei Minuten auch den Knoblauch schälen und hineinpressen. Zackig!
Dann die Erdnussbutter dazugeben, sobald die etwas weicher wird, unter leichtem Rühren verteilen und schluckweise das Wasser angießen. Wenn alles sich homogen verbunden hat, auch die Tomaten auf die Party lassen. Mit Brühe und Paprika abschmecken. 20 Minuten köcheln lassen. Raushüpfen, Sonne genießen!

Wer mag gibt zum Abschluss noch nen Spritzer Limette (vielleicht den Saft einer halben Frucht) dazu. Sollte es zu sauer sein, mit etwas Rohrzucker kontern.

Musik zum Menü
Zeit für wundervolle Sommermusik, einen Hauch von afrikanischer Leichtigkeit, windschief rumpelnd unter zweistimmigen Gitarrenlicks, wenngleich hier in New York in Schmelztiegel geworfen. Das famose „Cape Cod Kwassa Kwassa“ vom brillianten Debüt von Vampire Weekend.
Wenn schon „Cook as you are“, dann auch „Come as you are“. Nirvana! Bitteschön!
Und wenn schon Nirvana, dann auch die umwerfend umwerfende Cover-Version von „Smells like teen spirit“ mit Tori Amos am Flügel.
Und zum Entdecken hier auch noch Indierock aus Ghana von Dark Suburb: „Try“ it.
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Köstlich einfach nur köstlich. Come as you are. Und dazu noch mit Tori Amos gewürzt. Wow. Schießt mich glatt ins Nirvana. L.o.v.e
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Im Zweifel gar nicht kochen und nur Musik hören. Und dazu trinken. 😉
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Wobei das Gericht schon saulecker ist 🙂
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moin Ole,
dein Suppenrezept liest sich so lecker, da bin ich glatt in der Versuchung ein Glas crunchy Peanutbutter zu kaufen. Schaun wir mal, den Rest hab ich immer Haus…
herzlichst Karin
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Ich mag die Suppe auch äußerst gern. Wenn, hoff ich, sie schmeckt Dir ebenso wie mir. Ganz lieben Dank und ebensolche Grüße!
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Also an Zeitverschwendung hab ich beim Lesen hier bei dir noch nie gedacht, ganz im Gegenteil. Aber ja du hast recht: Genießen! Draußen sein! Mit meinen dreckigen Wildschweinkindern :-)))
Alles Liebe zu dir! Maria
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Hallo,
Rezept hört sich saulecker an, aber du sprichst von Chillis, hast sie dann aber bei den Zutaten vergessen aufzuführen. Wieviele braucht man?
🙏
Liebe Grüße
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Oh! Danke für den Hinweis. 1 grüne Chili, eventuell noch Chiliflocken zum Abschmecken. Liebe Grüße
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Lieber Ole,
Deine Bilder sind wieder wie gemalt. Würde ich die Komposition nicht am liebsten auffressen wollen, würde ich sie mir glatt als Kulinarkunst an die Wand klatschen wollen. Die Zutaten der ghanaischen Zaubersuppe klingen geradezu magisch nach Hochgenuss. Im Fernreisetraumziel Ostwestfalen-Lippe hat es diesen langen und großen Sommer hindurch zum Glück auch reichlich geregnet. Noch mehr südlichere Tage brauchen den Früchten auch nicht mehr befohlen werden. Auch, wenn der Oktober meteorologisch eigentlich mit fiesem Fisselregen und zehn Grad plus angematscht kommen müsste, begrüße ich die hartnäckige Sommerwärme. Immer noch kurzbeärmelt in Flipflops unterwegs sein zu können, dies Anfang Oktober, das erscheint mir immer noch mindestens ungewöhnlich.
Danke auch für Nirwana! Smells like Teen Spirit wurde auch grandios von Mozdzer Fresco Danielson-Trio auf ihrem Album „Time“ verjazzt. Von Tori Amos liebe ich das Album „A scarlett walk“ am allermeisten.
Liebe Grüße von Amélie 🍂
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