Linguine mit chilischarfer Erdnuss-Kokos-Sauce und Ingwer.

Herr, es ist Zeit: Der Sommer wird sehr groß! Draußen knuspert die Hitze. Libellen fächeln sich selbst und anderen Luft zu, während sie über Moorseen schwirren. Schweißperlen glitzern. Mancher schnauft jetzt schwerer, erdrückt von der sengenden Sonne. Metallstreben knacken in der Hitze. Es duftet nach Sonnencreme oder auf dem Grill brutzelnden Würsten und Holzkohlerauch, in den Handflächen kleben Rinnsale geschmolzenen Vanilleeises. Die Kräuter im Hochbeet werden durstiger – und ich auch. Es ist die Zeit, in der man am besten viel Zeit im Badesee zubringt und möglichst wenig Zeit in der Küche.
Ich hatte Lust auf Pasta, allerdings auf nichts Mediterranes. Keine Tomatensauce, nichts mit Sahne oder Schinken, kein Parmesan. Nicht bei der Hitze. Ich hatte Lust, auf Knackiges und Knuspriges, auf feurige Schärfe, auf etwas, das zugleich köstlich ist und trotzdem mit dem Gewohnten bricht. Ich hatte Lust auf Sommer auf dem Teller, nach etwas, das nach Hitze und Tropen schmeckt, nach Gaumenkino, das mich im Geiste an Palmenstrände teleportiert, nach Südostasien. Es war Zeit für eine meiner liebsten Pastasaucen: die Erdnuss-Kokos-Sauce mit Ingwer und Chili.
Vor Jahren, bei ähnlichem Wetter, ist sie in meiner Küche entstanden, als ich Hunger hatte und in meinen Vorratskisten gebuddelt habe. Dort fand ich eine Dose geröstete Erdnüsse (sehr knackig) und Kokosmilch, fand Ingwer, frische Chilis, Zitronengras und Limetten im Obstkorb, und ich dachte, „das könnte klappen“. Als Pasta hatte ich noch Linguine da. Klar, Reisbandnudeln, eingeweicht und fix gar gekocht, wären typischer. Aber das wäre schon wieder fast überraschender, und sie waren eh nicht im Haus. Und dann legte ich los, und was als eher zufällige Idee begann, schlug mich in Bann, begeisterte mich – und tut es immer noch, bis heute. Frotzler, die sagen, „in ne gute Sauce gehört Fleisch, und vegan schmeckt nach nix“, kann ich nur sagen: Stimmt sicher manchmal. Aber Ihr Narren, es gibt aus Saucen wie die hier.
Man nehme:
400 Gramm Linguine, in gesalzenem Wasser al dente gekocht
200 Gramm geröstete, gesalzene Erdnüsse
2 Zentimeter Ingwer, geschält, fein gewürfelt (sollte etwa 2 Esslöffeln entsprechen)
2 rote Zwiebeln, geschält, fein gewürfelt
1 Knoblauchzehe, geschält, noch feiner gewürfelt oder ausgepresst
1 Stängel Zitronengras, die äußeren Schalen und die holzigen Spitzen weggeschnitten, auf feine Ringe geschnitten
1 rote Chili, halbiert, ebenfalls auf feine Ringe geschnitten (und wer es nicht so scharf mag, schabt bestenfalls die Kerne beiseite)
1 Bio-Limette, Schale abgerieben, Saft ausgepresst
1 Dose Kokosmilch (400 Gramm)
2 Esslöffel Rohrzucker
2-3 Esslöffel Fischsauce
etwas Salz oder Sojasauce zum Abschmecken
frischen Koriander und Zitronenverbene oder Thai-Basilikum zum Garnieren (optional)
Öl
Pastawasser salzen und erhitzen. Sobald es kocht: Nudeln reingeben und gar kochen.
Parallel: Ein bis zwei Esslöffel Öl in einem Wok oder einer Bratpfanne auslassen und auf mittlerer Stufe erhitzen. Zwiebeln und Ingwer darin etwa fünf Minuten lang sanft anschwitzen, bis sie glasig sind.

Währenddessen etwa zwei Drittel der Erdnüsse in einer Küchenmaschine oder einem Mörser zerkleinern (weil das die aromatischen Öle freisetzt).
Den Knoblauch und das Zitronengras mit samt den zwei Esslöffeln Zucker zu Zwiebeln und Ingwer geben und mitschwitzen und zart karamellisieren lassen (nichts davon sollte aber dunkel oder braun werden). Den Limettensaft hineinpressen, den Schalenabrieb ebenso wie die Erdnüsse und die Chili-Schnitze hinzufügen und kurz mitköcheln lassen. Mit der Dose Kokosmilch ablöschen. Das Ganze mit zwei bis drei Esslöffeln Fischsauce abschmecken (je nachdem, wie stark gesalzen die Erdnüsse sind). Sollte das Ganze noch mehr Salzigkeit vertragen, vorsichtshalber zurückhaltend mit Meersalz nachwürzen, damit die Fischsauce nicht das raffinierte Zusammenspiel der anderen Aromen übertölpelt und erdrückt, statt es zu ergänzen. Kurz einköcheln lassen
Zum Servieren die Sauce auf die abgegossenen Nudeln geben. Eine Handvoll frischer Kräuter (etwa Koriander und Zitronenverbene, vielleicht auch Thai-Basilikum) hacken und dazu drapieren und für Biss und Knack auch die übrigen Erdnüsse mit auf dem Teller verteilen. Guten Appetit!


Musik zum Menü
Hallo Sommer! Die Hitze knallt, die Lust auf kühles Blondes zum Durstlöschen und Feiern auch. Und die Lust auf Tanzen und Festivals eh. Weil einiges davon aktuell immer noch schwierig ist, gerade die Festivals: Boxen aufdrehen und über die Terrasse toben mit den Beatsteaks und „Summer„.
Das ist zu trocken, mei lieber Ole. Furztrocken.
Jetzt musste aber aufpassen, dass kein Windchen geht nach den Nüsschen:-))
Irgendwie sehen die Nudeln auch nicht aus wie Linguine….
Bei Linguine macht man die Zutaten zu einer Art Pesto. Das wäre auch etwas bekömmlicher.
Mit Pesto lässt sich auch die Feuchtigkeit besser steuern.
Alle Zutaten so lange kuttern, bis sie breiig sind. Je nach Geschmack kann Käse, Wein Schnaps, Likör oder Sonstwas eingekuttert werden. Es geht auch Zwiebel, Speck, Wurst, Schinken etc.
Und dann schmeckt die Sonntagsnudel….
Das mit den Fotos funktioniert schon mal:-))
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Mein Lieber, ich fand die Sauce tatsächlich nie zu trocken. Natürlich hat sie nicht die Saftigkeit einer Tomatensauce, aber ein knapper halber Liter Kokosmilch verleihen ihr durchaus ausreichend flüssige Basis, finde ich. Mir zumindest hat das Quantum zumindest immer gereicht, Freunden ebenfalls. 🙂 Wobei ja auch nichts dagegen spricht, das Quantum noch zu erhöhen. Und was die Linguine betrifft: Ich vermag nicht zu beurteilen, ob sie von klassischen Linguine abweichen. Es sind die, die man hierzulande als Linguine im Einzelhandel kaufen kann. Und die sind bei verschiedenen Herstellern quasi form- und dickenidentisch. Deine Variante klingt auch köstlich, wobei mir die hier vorgestellte Variante eben auch köstlich mundet. Liebe Grüße!
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Und ich bin zart unsicher, ob die Fotos einfach einen irreführenden Eindruck geben. Das „Titelbild“ zeigt die Sauce ja noch im Entstehen, bevor das Geknusper in Kokosmilch badet. Da könnte es auch fast noch vor der Verwandlung in asiatisch aromatisiertes Dukkah stehen. 😀 Bei den fertig angerichteten Bildern ist das Cremig-Saftige zwischen den Nudeln hindurch nach unten geflossen, während die festeren Bestandteile oben liegen geblieben sind. Ist ja auch wurscht. Ich finde Deine Anregungen spannend und werd das auch gern mal testen. Und wer weiß, vielleicht schmeckt Dir diese Variante ja auch, so Du sie mal testen solltest trotz Drögheitszweifeln. Und vielleicht hab ich auch keine Ahnung und, was ich tue, ist Unfug. Den aber mit Leidenschaft. Große Grüße 🙂
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