
Die Hortensien ächzen, welken durstig, die Rosen werfen ihre Blütenblätter von sich, Kaninchen wirbeln Staub auf beim Versuch, sich kühlende Mulden in den knochentrockenen Grund zu scharren. Die Sonne sengt, das Hirn seufzt schmelzend und „Badesee“ war sein letztes Wort, bevor es den Dienst einstellte. An einem dieser Seen schwitzen Yogis und zelebrieren, indischen heiligen Zahlen folgend, 108 Sonnengrüße in Folge. Und dann sind auch noch Murphys Gesetzeshüter irgendwo in der Nachbarschaft eingezogen, nehmen ihren Job allzu ernst, auf dass möglichst viel von dem, was schief gehen könnte, auch schief geht. Zig Krankenhausbesuche im näheren und nächsten Umfeld unter den Lieben, Sorgen um sie, Zeit in Backofenzimmern in Kinderstationen statt mit den Füßen im Wasser am Strand, ein dringend benötigter Laptop, der plötzlich in die Knie geht: Die Serie kann was. Und so wenig ich Privates gern öffentlich auswälze, so fehlen doch Zeit, Ruhe, Kraft und Frische für kreativen Überschwang, um Locken auf Glatzen zu drehen, um allzu überraschende Ecken zu biegen.
Umso frischer darf die Küche aber sein. Auch weil man bei derart schönem Wetter, ungeachtet des anderen Mists, nun wahrlich wenig Lust hat, sich in der dunklen Küchenhöhle zu verkriechen. Gurkensalat ist da etwas, das rasch geschnippelt ist. Nun ist die grüne Gemüsewurst allein ja vor allem wässrig. Frisch, aber blass, aromatisch eher schüchtern. Wie Freunde, die man jederzeit anrufen kann und die mitkommen, wenn man eine spontane Idee zum Weggehen, Feiern oder Quatsch-Aushecken hat, die von sich aus aber eher nie zum Telefon greifen – und sich auch auf den Partys eher unauffällig am Rand der Tanzfläche aufhalten und gleichmütig am Kaltgetränk nippen als sich mit wild zuckenden Tanzschritten im Rampenlicht aufzuspielen. Gurke versteht sich freundschaftshalber ja durchaus gut mit Zwiebeln, mit Dill, mit Zitrone und Sahne. Auch bei Sesam, Reiswein und Sojasauce und Sesampaste ist sie gern dabei und kühlfrisch ausgleichendes Element. Ganz besonders gern geht Gurke in meiner Nähe aber mit, wenn Granatapfelkerne, Feta, Minze und Zitronenverbene ins Spiel kommen und gemeinsam ein Bad in einer Vinaigrette mit Cranberrysaft und Minze nehmen. Ein Salat, sehr deutlich inspiriert von der Sterneköchin Tanja Grandits, die ihn wie auch ein sehr ähnliches Dressing in ihrem sensationell guten Kochbuch „Tanja vegetarisch“ aufführt: eins der fünf Kochbücher, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde.

Die flippig-irre Frische der Minze wird hier durch gutes Zureden von gutem Öl besänftigt, die Säure des knatschroten Cranberrysafts spielt Tauziehen mit Rohrzucker und einigt sich gut gelaunt auf ein Unentschieden. Die Salzigkeit des Fetas und das fruchtige Schillern der Granatapfelkerne wippen gemeinsam und sorgen für Knack, während Limettenzesten aus dem Hinterhalt erfrischende Wasserbomben werfen, die an den Geschmacksknospen platzen. Wer mag, wirft noch ein paar pflückfrische Blau- oder Himbeeren dazu, streuselt gerösteten Sesam drüber. Wer hat, zupft Blätter frischer Kräuter ab, hackt sie und streuselt sie ins Gemenge. Und um satt zu werden und für mehr Crunch gibt’s frisch aufgebackenes Fladenbrot oder Baguette dazu. So schmeckt der Sommer (so sehr mich der gleichnamige Eiscreme-Werbesong aus den 90ern von Edward Reekers auch bis heute heimsucht).

Zutaten
Das braucht Ihr für den Gurkensalat
1 große Gurke, gewaschen, in feine Scheiben geschnitten
2 Schalotten oder rote Zwiebeln, in hauchfeine Scheiben zerhackt
2 Handvoll frische Kräuter, etwa Minze, Zitronenverbene, Estragon, (Thai-)Basilikum, glatte Petersilie
200 Gramm Feta oder veganer Weißkäse, zerbröselt
1 Granatapfel, Kerne rausgepult (geht unter Wasser besonders klamottenschonend)
1 Bio-Limette, Schale abgerieben oder in feine Zesten gerissen
1 Esslöffel gerösteter Sesam (optional), wer mag, kann auch schwarzen Sesam nehmen
1 Teelöffel Chiliflocken (optional)
Blaubeeren, falls zur Hand (optional)
Das braucht Ihr fürs Minz-Cranberry-Dressing
Weil superlecker und weil es die Zubereitung beschleunigt, kann man am besten eine größere Menge Dressing auf einmal machen. Weil dann kann man bei den nächsten Malen das Dressing einfach fertig aus dem Kühlschrank nehmen.
400 Milliliter Rapsöl
160 Milliliter Olivenöl
200 Milliliter Cranberrysaft
1 große Handvoll Minzblätter, gewaschen und grob zerhackt (etwa 40 Gramm)
Saft einer halben Limette
3 Esslöffel Dijonsenf
3 Esslöffel Rohrzucker
1/2 Teelöffel Korianderkörner
1/4 Teelöffel Kardamom, gemahlen
1/4 Teelöffel Ingwerpulver
1,5 Teelöffel Salz
1,5 Teelöffel schwarzer Pfeffer, grob gemörsert

So wird der Gurken-Feta-Granatapfelsalat gemacht
Gurken feinhacken. Zwiebeln schälen und in feine Scheibchen zersägen. Feta zerbröseln.
Zutaten fürs Dressing in einen Messbecher geben und mit dem Pürierstab zusammenquirlen.




Gute sechs Esslöffel vom Dressing abnehmen und zum Salat geben. Den Rest in eine saubere leere Glasflasche oder mehrere saubere leere Marmeladengläser mit Deckel geben und im Kühlschrank verstauen für die nächsten Einsätze.
Mit Gurke und Zwiebeln und Feta vermengen.
Die frischen Kräuter waschen und feinhacken und darüberrieseln. Auch die Granatapfelkerne dazustreuseln und funkeln lassen. Eventuell zusätzlich Chiliflocken und gerösteten oder schwarzen Sesam dazustreuen.
Wer mag, backt sich dazu Baguette oder Fladenbrot dazu.






So herrlich Sommerfrisches passt auch perfekt in die Aktion „Schnelle Sommer-Rezepte„, die die wunderbare Zorra sowie Jenny von „Jennyisbaking“ aus der Taufe gehoben haben.

Sommermusik zum Sommersalat
108 Sonnengrüße? Hier gibt es 108 musikalische Grüße an die Sonne, sommerliche Songs, rockig, gewitzt, beschwingt, zum Tanzen in heiße Sommerabende, zum Salatknabbern, zum Abenteuer genießen, Wegträumen, Genießen…. das sollte für eine Nacht reichen. Und wenn Ihr bis zum Morgengrauen macht, einfach vorn wieder anfangen! Verzeiht, dass ich das hier nur auf Spotify erstellt habe, aber der Dienst bei aller Kritikwürdigkeit derjenige ist, den die meisten Leute nutzen: Möglichst viele von Euch sollen ja Freude dran haben können.
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moin Ole,
ich sag nur eins: lecker, nehm ich!
Liebe Grüße in den Norden, herzlichst Karin
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Ganz lieben Dank! Nimm! 🙂
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Das klingt aber unglaublich fantastisch!
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Das ist es auch wirklich!
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Sensationell!
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Ganz lieben Dank Dir!
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Lieber Ole,
es ist ein Genuss deinen ausgefeilten Worten zu folgen, besonders festgelesen habe ich mich an diesem Absatz „Die flippig-irre Frische der Minze wird hier durch gutes Zureden von gutem Öl besänftigt,…“, bei dem ich mir gleich alles bildlich vorgestellt habe. Als Food-Kritiker bist du aber nicht auch noch unterwegs, oder?
Danke dir für das Mitmachen beim Blogevent. Als große Gurkenliebhaberin, die sich außerdem in der gleichen Kategorie einordnet wie deine „Gurkenfreunde“, habe ich große Lust bekommen diesen Salat nachzumachen.
Grüße,
Jenny
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Liebe Jenny,
Du tust was für meine Gesichtsdurchblutung! Tausendundeinen Dank Dir!
Und als Food-Kritiker bin ich nicht unterwegs, nein. Ich freu mich, wenn mir Leckeres begegnet. Meine Restaurantbesuche halte ich in aller Regel aber aus jeder Öffentlichkeit raus, zumindest schreibe ich nirgends nennenswert darüber. 🙂
Hab ein mindestens zauberschönes Wochenende!
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Lieber Ole, das ist mal wirklich eine interessante Variante des Gurkensalats.
Das inspiriert zum Nachmachen.
Liebe Grüße
Sabine
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Hej Sabine! Wie schön! Ganz lieben Dank! Und ich mag diese Variante wirklich gern!
Ganz liebe Grüße zurück!
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Her damit, aber sofort!
Nee, ernsthaft. Dieser Salat kann ja nur gut schmecken. Den probiere ich aus. Gibt es denn momentan Granatäpfel? Ich hoffe doch.
Liebe Grüße
Britta
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Beim Araber meines Vertrauens ist die Granatapfelkiste weiterhin prallvoll. 🙂
Und das freut mich sehr!
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Das Dressing ist der absolute Hit. Habe es gestern mit Blumenkohl und grünem Spargel verwendet, passt mindestens so gut, wie zu dem Gurkensalat. Dafür lohnt es sich extra Granatapfelsaft zu kaufen. Den Rest werde ich zu Granatapfelsirup einkochen, den braucht man ja öfter und hält sich besser.
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das freut mich riesig! Und mit Granatapfelsaft ist garantiert auch fantastisch. Ich hab Cranberrysaft genommen, der noch ein bisschen dunkelsaurer ist, weil er relativ histaminarm ist, was in Teilen meiner Familie leider ne Rolle spielt – wo ich mit Limetten oder Zitronen für mich bleiben muss.
Ganz liebe Grüße!
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Lieber Ole, dein Text ist der Hammer und sehr unterhaltsam, da macht es Spaß bis zum Ende zu lesen Das Rezept klingt perfekt und die Bilder laden ein, dass man am liebsten den Salat gleich vom Foto klauen möchte.
Liebe Grüße
Britta
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Greif zu!
Und tausendundeinen Dank, meine Liebe!
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Ich hoffe, die Lage hat sich bei dir etwas beruhigt. Heiss war es ja jetzt länger nicht mehr. 😉 Der Salat klingt übrigens göttlich. Rezept ist gespeichert!
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Der Salat ist, wie er klingt, finde ich! 🙂
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Und ganz lieben Dank! Die Lage ist leider eher unverändert. So geschreddert war ich nach einem Sommerurlaub noch nie. Beste Grüße
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